Samstag, 8. April 2017

Meine kleine Sudokologie

Ich habe vor ein paar Wochen als letzter Luxemburger Sudoku entdeckt. Warum belastet man sich damit ? Es ist wohl (vor allem bei reiferen Jahrgängen) die Angst vor Alzheimer. Körperteile, die nicht genug beansprucht werden, bilden sich zurück. Nun hält Sudoku mich davon ab, ordentliche politische Artikel zu schreiben, deren Redaktion wohl mindestens so gut gegen Alzheimer wirken würde. Als Revanche habe ich mich entschlossen, einen hoffentlich ordentlichen Artikel über Sudoku zu verfassen. Die Ratschläge, die ich im Netz gelesen habe, können mich nicht recht befriedigen. Ich fand sie zu einseitig. Das Folgende habe ich aus meinen Erfahrungen mit Sudoku abgeleitet und aus einer Gewissheit: um schwere, sehr schwere und „Experten“- Sudokus zu lösen, braucht es System.



1.   Die 4 Einheiten. Wir unterscheiden die Zelle (Platz für eine Ziffer), das 3x3 Feld, die horizontalen oder vertikalen 3x9 Felder und die horizontalen Zeilen oder vertikalen Kolonnen. Der Sinn des Spieles ist es, die gegenseitige Beeinflussung dieser Einheiten aus zu nutzen. Die Beachtung der 3x9 Felder als Einheit scheint mir dazu besonders wichtig.
2.   Mit oder ohne kleinen Indikatoren? Da ich gedächtnisschwach bin, benutze ich kleine Indikatoren indem ich die möglichen Ziffern mit 2 Farben von Stiften klein in die Zellen eintrage, ohne dabei aber das Gesamtbild zu sehr zu überlasten. Ich unterscheide dabei die „obligatorischen“ Indikatoren und die „möglichen“. Unter obligatorischen Indikatoren verstehe ich solche, die in einem 3x3 Feld „alternativ sicher“*) sind, d.h. 2 oder maximal 3 Zellen, die etwa eine Ziffer 2 enthalten müssen. Wenn zu viele „obligatorisch“ sind, verzichte ich auf die Indikatoren weil sie das Gesamtbild unleserlich machen würden. Die Indikatoren, die ich nach der Analyse einer Zeile oder Kolonne eintrage, erhalten eine andere Farbe, da sie meiner Auffassung nach eine andere Natur haben, sie sind nicht sicher.
(„alternativ sicher“ ist natürlich ein Widerspruch an sich. Eine bestimmte Ziffer wird sicher in eine der Zellen hin gehören.)
3.   Der Beginn. Ich beginne immer damit, in den 6 3x9 Feldern nach Ziffern zu suchen, die zweimal vorkommen. So kann ich die Ortung der dritten Zelle feststellen und direkt eintragen oder mit 2, höchstens 3 kleinen Indikatoren. Danach behandele ich die 3x3 Felder und die Zeilen und Kolonnen. Diese Suite sollte nicht dogmatisch verstanden sein.
4.   Die „Regeldedu“ (eine Anspielung auf die Regeldetri). Wenn eine erste Behandlung der 3x9 Felder, der 3x3Felder und der Kolonnen und Zeilen abgeschlossen ist und die Arbeit ins Stocken gerät ist es sinnvoll, nach den kleinen „obligatorischen“ Indikatoren zu suchen, die zwei mal (oder dreimal) in demselben 3x3 Feld und derselben Zeile oder Kolonne vorkommen. Diese kann man in den angrenzenden 3x3 Feldern und Zeilen als exklusiv ansehen, d.h. sie haben dieselbe Bedeutung als stünde dort eine fest eingetragene Ziffer. Die „Regeldedu“ kann des Öftern eine Blockierung auflösen. Sie sollte nach einigen Fortschritten erneut angewandt werden.
5.   Die „verbotenen“ Zeilen und Kolonnen. Diese Methode hat zum Ziel, nicht die möglichen und sicheren Positionen von Ziffern heraus zu finden, sondern die Positionen, wo sie nicht möglich sind. Im besten Fall bleibt dann die leere Zelle übrig, wo sie doch kann. Diese Methode verlangt einige optische Übung: jede Ziffer muss über die Zeilen und Kolonnen horizontal und vertikal wie an einer Linie entlang gedacht werden, eben wo sie nicht hin kann. Dabei sollte man die „Regeldedu“ einbauen, d.h. die noch ungewissen Paare von Indikatoren ebenfalls weiterdenken.
6.   Die Kreuzungen. An den Kreuzungen zwischen Linien und Kolonnen finden sich manchmal leere Zellen, die aufgefüllt werden können.
7.   Ad absurdum. Es ist manchmal die ultimative Rettung. Wie bei den Gleichungen in der Algebra mit 3 Unbekannten wird einfach eine Ziffer hypothetisch eingesetzt und damit weiter geforscht. Es kann zu bitteren Enttäuschungen führen, wenn nur noch wenige Zellen frei sind und sich dann heraus stellt, dass die Hypothese falsch war. Deshalb sollten die Ziffern, die sich aus der absurden Methode ergeben unbedingt gekennzeichnet werden, damit man sie im Falle einer Sackgasse auswischen kann.
8.   Der erste Anblick täuscht. „Je weniger Ziffern eine Sudoku-Vorlage enthält, desto schwieriger ist sie.“ Das habe ich in gutgemeinten Anleitungen gelesen. Es mag meistens stimmen aber noch lange nicht immer. Die Quälgeister, sie uns Sudokus vorschlagen, sind im Stande, relativ einfache Rätsel zu bauen, die mehrere leere oder fast leere 3x3 Felder enthalten. Nur Mut!
9.   Fehler. Ein kurzer Konzentrationsmangel kann zu Fehlern führen, die kaum noch aus zu bügeln sind. Sonst müsste man wie beim Schach Buch über die Reihenfolge der einzelnen Züge ziehen, was Sudoku zur Qual machen würde. Ich habe darauf eine einfache Antwort: den Sudoku zerknüllen und in die Ecke schmeißen. Sudoku ist nicht lebenswichtig.


Frank Jost 6.4.2017

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