Gibt es überhaupt Tabus in der Wohnungsfrage? Rein analytisch gesehen sind
die Probleme längst dargelegt. Es würden, bei einem Bevölkerungswachstum von
1,1% jährlich, 6.5oo neue Wohnungen gebraucht. Das Wachstum der Demografie ist
aber zur Zeit weit grösser...und es wurden in der Zeitspanne von 2004 bis 2010
jährlich nur 1.685 Wohnungen gebaut. 92% des Baulandes ist in Privatbesitz. Der
Marktwert dieses Baulandes steigt jedes Jahr um 4-5%. (Zahlen aus einer rezenten
Tagung des „Ordre des Architectes“) Daher wird kein Bauland mobilisiert.
„Sozialer Wohnungsbau ist was
für arme Schlucker“
30% der Bevölkerung besitzen kein Wohneigentum. Nicht alle können erwarten,
dass sie sich eine eigene Wohnung leisten können. Menschen mit bescheidenem
Einkommen, in der Mehrzahl normale Lohnabhängige in Arbeit werden verarmt weil
die Misere am Wohnungsmarkt nicht bekämpft wird. Der Anteil der Miete am
verfügbaren Einkommen übersteigt jede vernünftige Proportion. Wie steht es um die
Neuankömmlinge am Arbeitsmarkt. Wenn sie nicht jahrelang im „Hotel Mama“
überwintern oder Wenn sie keine reichen Elternhaben werden sie wie seit jeher
zuerst eine Wohnung anmieten. Auch mit einer guten Ausbildung ist mit einem
Anfangslohn nur selten an einen Wohnungskauf zu denken.
„Die Wohnungsmisere ist die
Schuld vergangener konservativer CSV-Minister“
Ja, die sukzessiven CSV-Wohnungsminister, wie Pit Boden, tragen ihren
Anteil Schuld an der bestehenden Misere. Immerhin hatte die CSV das Gesetz zum
„pacte logement“ hervorgebracht, das immerhin einige Möglichkeiten eröffnete,
bezahlbaren Wohnraum in den Gemeinden zu schaffen. Dieses schlecht geschriebene
Gesetz wurde hauptsächlich dazu genutzt, die Bevölkerung zu erhöhen und
staatliche Subsidien in die Gemeindekassen zu leiten. Nun haben wir aber eine
DP-LSAP-déi Gréng-Regierung, die den Wohnungsbau den Liberalen zuschusterte und
dazu noch einer Ministerin, die eigentlich für nichts zu gebrauchen war. Sie
wurde ausgewechselt und der neue Minister setzt nur auf den Markt um die
Situation zu verbessern. Verantwortlich ist aber die ganze Regierung also auch
die Sozialdemokraten und die Grünen, die sich höchstens mal beklagen, aber
nicht auf einem Kurswechsel beharren. Die kürzlich eingeführten Mietprämien sind
kein Kurswechsel, sondern ein zusätzlicher Beweis für das Scheitern aller
Wohnungspolitik der letzten Jahrzehnten.
„Das „pacte logement“-Gesetz
zeigt doch keinerlei Wirkung“
Dazu sagt Patrick Bousch vom LISER treffend: „Die Bestimmungen zielen fast
alle auf den kommunalen Sektor ab. Aber ist das die „échelle pertinente“? Die Vorgaben
und Ziele sind national, sollen kommunal umgesetzt werden – ohne dass die
Strategie bis auf Gemeindeniveau heruntergebrochen wird und es die nötige
Unterstützung gibt.“(tageblatt vom 11.Mai).
Bousch ist noch höflich zu den Gemeinden. Es stimmt, dass der Staat die
Lösung der Probleme in einem gewissen Sinn auf die Gemeinden abgeladen hat. Nun
sind die Gemeinden wenigstens teilweise tatsächlich die „échelle pertinente“.
100% des nationalen Territoriums sind auch kommunales Territorium. Das Problem
ist, dass die Gemeinden die einschneidenden Maßnahmen des „pacte logement“ nie
umgesetzt haben. Man muss die Kritik viel weiter treiben.
1.Fühlen die Gemeinden sich nicht als Wohnungsbauer, selbst wenn 75% der
Investitionen vom Staat bezahlt werden und das Patrimonium der Gemeinde
erheblich gestärkt wird. Es ist des Landes nicht der Brauch. 2. Führt die
soziologische Zusammensetzung der Gemeinderäte dazu, dass der Bau von
kommunalem, bezahlbaren Wohnraum als eine Politik für arme Leute angesehen wird,
was nicht stimmt. Die Wohnungsmisere betrifft auch Familien mit mittleren
Einkommen, junge Menschen, Alleinerziehende mit einem Arbeitsplatz, Studierende
usw. 3. Wollen die Gemeinden die Last der Verwaltung eines kommunalen Wohnungsparks
nicht auf sich nehmen. 5. Wollen sie keine sozialen Mietwohnungen bauen, weil
sie die sozial schwache Bevölkerung nicht anziehen, sondern abstoßen wollen.
Das klingt krass, wird aber (außer bei offiziellen Anlässen) kaum verholen so
begründet. In Frankreich gibt es die Beispiele von bourgeoisen Gemeinden, die
sich nicht an die Regel von 10% kommunalen Sozialwohnungen halten und dafür auf
die staatlichen Dotationen verzichten. Das scheint in Luxemburg mit wenigen
Ausnahmen die Grundhaltung zu sein.
„In Esch-Alzette ist die Lage
doch besser, weil die Stadt viele Sozialwohnungen hat.“
Stimmt nicht. Der LSAP-déi Greng-Schöffenrat baut gar keine kommunalen
Mietwohnungen. In einem Neubauviertel Zaepert sind Wohnungen für etwa 2000
Menschen vorgesehen, doch Mietwohnungen gibt es dort nur beim „Fonds du
Logement“, denn die Stadt baut nur Eigentumswohnungen, die meisten werden zum
Selbstkostenpreis verkauft, einige meistbietend. Von den etwa 350 Wohnungen,
die der Stadt gehören, stehen etwa 80 leer. Der Gemeinderat hat vor zwei Jahren
ein Reglement im Rahmen des „pacte logement“ gestimmt, das private Wohnungen
höher besteuert, die seit mehr als 18 Monte leer stehen. Doch gibt es innerhalb
der LSAP-Fraktion und des Schöffenrats eine Opposition gegen dieses Reglement,
so dass es, allen demokratischen und juristischen Regeln zum Trotz, nicht zur
Ausführung kommt. Der LSAP-déi Gréng Schöffenrat macht Politik für die gehobene
Mittelklasse.
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