Die Grauwacke ist ein blaugraues Sedimentgestein, das zu Lande im großen
Steinbruch Rinnen bei Consthum am Hang des schönen Clervetals abgebaut wird.
Gegen das Material gibt es nichts einzuwenden. Als Baustein und Pflaster
leistet es gute und auch schöne Dienste. Nun setzt sich eine perverse Mode
durch, die Vorgärten und Gärten mit Grauwacke zu bedecken, damit kein Unkraut
gejätet werden muss. Nach einiger Zeit wird das sterile und saubere Areal
dennoch vom ungeliebten Pflanzenwuchs befallen und dann hilft die Chemie mit
Glyphosat im Roundup.
Die Grauwacke macht sich immer mehr in Escher Vorgärten breit. Die
Stadtlandschaft wird auch dort mineralisiert, wo es keinen rationalen Grund
dafür gibt. Schön sind schlackenfarbigen Bedeckungen nicht, die Biodiversität
der Stadtlandschaft wird weiter zurück gedrängt, Bienen und andere Insekten
finden keine Blüten mehr, die Vögel keine Nahrung aus Samen, Früchten und
Insekten.
Die Wissenschaft spricht bereits vom größten Artensterben seit 65 Millionen
Jahren (als damals die Dynosaurier aufgrund eines Meteoriteneinschlags
verschwanden), deutsche Forscher melden ein Rückgang an Insekten um 80% in
einer sehr kurzen Zeitspanne, französische Wissenschaftler melden ein
dramatisches Aussterben der Vogelpopulationen. Die intensive Landwirtschaft
bietet immer weniger Lebensraum, weniger als der urbane Raum bieten könnte,
wenn er richtig genutzt würde.
Was sind nun die Gründe für die schleichende „Grauwackisierung“ des urbanen
Raums? Ich vermute deren drei: 1. Die Unkenntnis und das Desinteresse der
Besitzer von Gärten, die mit einem biologischen Areal nichts anzufangen wissen.
2. Der modische Konsumzwang und das unangemessene Angebot in den Baumärkten („dat
gëtt hautschesdaags esou gemaach“) 3. Die Untätigkeit der Stadtverwaltungen
(nicht nur in Esch), die ihrem öffentlichen Auftrag nicht nachkommen, die
Artenvielfalt im urbanen Raum nicht nur zu erhalten sondern aktiv –will heißen
aufklärerisch und reglementarisch – zu fördern. Die „jardins éphémères“ sind
keine Gärten, sondern auf Asphalt aufgetragene nette Installationen, die auch
gefallen, aber keineswegs die Richtung angeben, in die gewirkt werden muss.
„Biodiversität in der Stadt“ muss die politische Devise heißen. Es wird jetzt aber
Zeit!
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