Mittwoch, 2. Mai 2018

Au Backe, Grauwacke in Escher Vorgärten!


Die Grauwacke ist ein blaugraues Sedimentgestein, das zu Lande im großen Steinbruch Rinnen bei Consthum am Hang des schönen Clervetals abgebaut wird. Gegen das Material gibt es nichts einzuwenden. Als Baustein und Pflaster leistet es gute und auch schöne Dienste. Nun setzt sich eine perverse Mode durch, die Vorgärten und Gärten mit Grauwacke zu bedecken, damit kein Unkraut gejätet werden muss. Nach einiger Zeit wird das sterile und saubere Areal dennoch vom ungeliebten Pflanzenwuchs befallen und dann hilft die Chemie mit Glyphosat im Roundup.


Die Grauwacke macht sich immer mehr in Escher Vorgärten breit. Die Stadtlandschaft wird auch dort mineralisiert, wo es keinen rationalen Grund dafür gibt. Schön sind schlackenfarbigen Bedeckungen nicht, die Biodiversität der Stadtlandschaft wird weiter zurück gedrängt, Bienen und andere Insekten finden keine Blüten mehr, die Vögel keine Nahrung aus Samen, Früchten und Insekten.

Die Wissenschaft spricht bereits vom größten Artensterben seit 65 Millionen Jahren (als damals die Dynosaurier aufgrund eines Meteoriteneinschlags verschwanden), deutsche Forscher melden ein Rückgang an Insekten um 80% in einer sehr kurzen Zeitspanne, französische Wissenschaftler melden ein dramatisches Aussterben der Vogelpopulationen. Die intensive Landwirtschaft bietet immer weniger Lebensraum, weniger als der urbane Raum bieten könnte, wenn er richtig genutzt würde.

Was sind nun die Gründe für die schleichende „Grauwackisierung“ des urbanen Raums? Ich vermute deren drei: 1. Die Unkenntnis und das Desinteresse der Besitzer von Gärten, die mit einem biologischen Areal nichts anzufangen wissen. 2. Der modische Konsumzwang und das unangemessene Angebot in den Baumärkten („dat gëtt hautschesdaags esou gemaach“) 3. Die Untätigkeit der Stadtverwaltungen (nicht nur in Esch), die ihrem öffentlichen Auftrag nicht nachkommen, die Artenvielfalt im urbanen Raum nicht nur zu erhalten sondern aktiv –will heißen aufklärerisch und reglementarisch – zu fördern. Die „jardins éphémères“ sind keine Gärten, sondern auf Asphalt aufgetragene nette Installationen, die auch gefallen, aber keineswegs die Richtung angeben, in die gewirkt werden muss. „Biodiversität in der Stadt“ muss die politische Devise heißen. Es wird jetzt aber Zeit!

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