Samstag, 18. August 2018

Was treibt Trump?


Was treibt Trump ?

Gemeint ist mit der Frage : Wovon wird er getrieben ? Dass er es bunt treibt, ist bereits bekannt. Seine letzte Blüte : die verheerenden Brände in Kalifornien - daran seien die ökologischen Regulierungen der Obama-Administration Schuld.


1.   „Sekuläre Stagnation“
Trump ist erst einmal das Resultat einer Verklemmung, die das ganze kapitalistische Wirtschaftssystem erfasst hat. Trotz der Ausweitung der Märkte über den gesamten Globus, der Deregulierung, der Veränderung der politischen Kräfteverhältnisse zugunsten des Kapitals hadert der Kapitalismus mit dem ausufernden fiktiven Kapital, den schwindenden Möglichkeiten zur Investition und der ungenügender Mehrwertschöpfung.
Die „dritte industrielle Revolution“ bringt keinen Entwicklungsschub, wie es vorherige industrielle Revolutionen gebracht hatten, nicht zuletzt, weil die Erschöpfung der natürlichen Reserven, einer weiteren Expansion Grenzen setzt. Der Kapitalismus kann aber ohne Expansion nicht leben. Der Begriff der „säkulären Stagnation“ macht die Runde, und die Versuchung ist groß, dass führende bürgerliche Kräfte immer irrationaleren Auswegen verfallen. Donald Trump ist ein Beispiel für solche Kräfte aber er ist weltweit nicht das einzige. Die neuen Bonapartisten nutzen gesellschaftliche Krisen mit einem hemmungslosen Populismus aus um ihre grenzenlose Machtgier zu befriedigen.

2.   American Blues
Dabei hätte es nicht zwangsweise zu der Präsidentschaft Trumps kommen müssen. Er war nicht als erster gewählt, und es gab mit der Kandidatur Bernie Sanders zur Vorwahl der Demokraten zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte der USA eine politische Alternative links vom liberalen Mainstream der Demokraten. Es gibt immer zwei mögliche Wege aus gesellschaftlichen Krisen heraus.
Die gesellschaftliche Krise in den USA ist eine vielseitige es ist die Krise der dominierenden Nachkriegsideologie des „american way of life“. In einem kürzlich erschienenen Buch „Le nouveau populisme américain“ bei „Syllepse“ legt Dan La Botz dar, dass die meisten Fundamente der US-amerikanischen Nachkriegsideologie nach und nach erschüttert wurden, die da waren: die klassenlose Gesellschaft (da auch der Tellerwäscher Präsident werden kann), die pluralistische Demokratie, der allgemeine Wohlstand, die Selbstverwirklichung für jeden, die unbegrenzten natürlichen Reserven, der außergewöhnliche Charakter der USA als gelobtes Land, die formale Abschaffung der Rassendiskriminierung, Amerika als weltweiter Garant der Demokratie...Vieles davon war Illusion, doch wurde daran geglaubt. Nun sind die Illusionen verschwunden. Seit „occupy Wallstreet“ ist es sogar möglich, die Fundamente des Kapitalismus in Frage zu stellen. Das hatte es in den USA in der Nachkriegsgeschichte nicht mehr gegeben.
Trump liefert keine Antwort auf die Fragen, die sich aus den wiederholten Börsenkrachs und Rezessionen ergaben und die „Elite aus Washington“ nie beantworten konnten. Er schwimmt auf der Welle, die sich aus der Abnutzung der Washingtoner Eliten, aus den Vorstößen der Neokonservativen und Teapartyleuten, der Ultrapatrioten, der Rassisten und Homophoben zusammensetzt. Eine eindeutige soziale Basis hat er wohl eher nicht, auch nicht in den Gebieten der alten Montanindustrie.

3.   America first
„America first“ und der Isolationismus sind keine Erfindungen Trumps. Es hat schon öfter und noch im 20. Jahrhundert isolationistische und dann wieder multilaterale Wendungen gegeben. Nach Wilson, der nach dem ersten Weltkrieg Europa neu aufteilen wollte, gab es den Isolationismus der 30er Jahre, eigentlich erst durch Pearl Harbour unterbrochen. Isolationismus ist eigentlich nicht der korrekte Begriff, denn die geopolitische Vormachtstellung der USA wird nicht in Frage gestellt. „America first“ bedeutet für Trump auch aggressives Einmischen u.a. in die innereuropäische Politik mit dem Bestreben, die EU auf zu lösen.  

4.   Ein Plutokrat
Es ist nicht neu in der Geschichte der USA, dass ein Milliardär politische Macht an sich reißt. Die Bush’s waren Plutokraten aus der Ölindustrie. Bush Junior setzte seinen Staff aus Leuten dieser Kapitalgruppe zusammen. Die Kennedys waren steinreich aus dubiosen Quellen mit Alkoholschmuggel während der Prohibition.. Trumps Vermögen stammt aus dem spekulativen Bereich: Immobilien, Spielkasinos, Hotels, Golfplätze. Er vertritt weder die traditionelle Industrie, noch die Agroindustrie, noch die Banken, noch die neuen Technologien und ist damit nicht ein typischer Vertreter des amerikanischen Großkapitals. Das hindert ihn nicht daran, eine Steuerreform durch zu setzen, die eindeutig die Unternehmen begünstigt. Hat er das Wohlwollen der Wirtschaftsbosse erkaufen wollen, die eine chaotische Staatsführung befürchten ? Die massiven Steuersenkungen untergraben die Staatsfinanzen, haben nur eine kurzfristige Wirkung und begünstigen die weitere Ausweitung des fiktiven Kapitals. Trump hat keine eindeutige politische, soziologische oder ökonomische Heimat. Er ist aber auch als „ideeller Gesamtkapitalist“ wenig geeignet. Aber er ist nun mal da...für 4 oder gar 8 Jahre.

In der Folge werde ich die Trumpsche Wirtschaftspolitik behandeln, den Handelskrieg, den ökologischen Negationismus... (12.8.2018)

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