Frau Ragni
kommuniziert
Ein paar Minuten RTL-TV können Wunder bewirken. Heile Welt in Frühjahrs-hellgrün,
romantische Bilder der Backsteinarchitektur und Holzhütten. Dazu ein
freundliches Lächeln. Frau Ragni blieb ganz allgemein. Kein Grund zur
Aufregung. Es wird alles gut! Frau Ragni konnte punkten, denn eine Gegenstimme
war nicht zu hören. „Investigativer Journalismus“ nach alter Hei-Elei-Manier.
Die Waldschule wird nicht abgeschafft in dem Sinn, dass die Bulldozer
anrücken würden. Das hatte auch niemand behauptet. Doch ist sie eben keine
Waldschule mehr, wenn die Schöffin mit ihrem Vorhaben durchkommt.
Umwelterziehung
bleibt im Nebel
Im tageblatt-Interview war die heile-Welt-Masche
nicht möglich. Die Waldschule wird erst mal renoviert. Das ist wohl notwendig.
Danach soll dort eine „maison relais“
für 40 Kinder einziehen. Die Zahl 40 reimt mit der Zahl 4000: die Zahl der
Escher Schulkinder, die bisher jährlich mit ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer
für 5 (oder 3) Tage Schule und Natur machen. (In den 4000 oder gar 4200 sind
Mehrfachbesuche enthalten.) Nächstes Jahr wird die Umwelterziehung
eingeschränkt. Im Ellergronn gibt es wohl einen kleinen Schulsaal. Das Personal
arbeitet nächstes Jahr im Auftrag des Umweltministeriums, nicht mehr des
Bildungsministeriums. Wer bestimmt die pädagogische Aktivität? Die Stadt Esch
oder die „Natur und Wälderverwaltung“ (ex.Forstverwaltung) ? Ich bleib dabei:
diese Einrichtung wird nicht allein den Escher Kinder vorbehalten sein. Sie hat
zumindest einen regionalen Charakter.
Die Escher Schulkinder sollen auch nach der
Renovierung von der Umwelterziehung profitieren, indem eine nebulöse
Zusammenarbeit zwischen dem Naturzentrum Ellergronn, der Waldschule und dem
Tierpark geschaffen wird. Zwei Schulsäle der Waldschule, würden zu
„Funktionsräumen“, „die während der Schulzeiten für die Umwelterziehung und
außerhalb der Schulzeiten für die „maison relais“ genutzt werden können“(Zitat
aus dem tageblatt). Geht das denn? Wenn das so ohne weiteres geht, könnte man
das Format in allen Schulen praktizieren und Klassensäle multifunktional für
Unterricht und Betreuung nutzen ...und die Warteliste wäre weggewischt! (Ich
mein das nicht ernst, doch verleitet mich unsere Schöffin zu solchen burschikosen
Schlussfolgerungen.)
Wie viele Kinder könnten dort noch jährlich
durchgeschleust werden? Was bleibt von der Substanz der Umwelterziehung übrig? Was
passiert mit dem Anschauungsmaterial der bisherigen Umwelterziehung? Ist da
noch während der „séjours“ an ein reduziertes Schulprogramm mit Rechnen und
Lesen möglich? Frau Ragni kommuniziert, aber sie informiert nicht. Ihr Konzept
ist nicht stimmig, deshalb ist es auch nirgends auf Papier nachzulesen.
40 von 800 macht 5%
Die Warteliste für die „maisons relais“ würde
also durch die ganze Operation um 5% gesenkt. Das ist sooo wenig. Das ist zu
wenig um die Séjours und die Umwelterziehung in der Waldschule zu gefährden. Es
ist auch zu wenig, um eine neue „maison relais“ im Wald einzurichten, die die
Kinder allzu sehr belastet. Vom tageblatt-Journalisten darauf angesprochen,
dass, wenn nachmittags Schule ist, die Kinder viermal mit dem Bus fahren,
weicht Frau Ragni aus: Sie weiß von einer privaten Kindertagesstätte, die ihre
Kinder für die Mittagskost in eine Nachbargemeinde kutschiert. Dies sei
stressiger als von der Brillschule zur Waldschule. Das ist ein gewagter
Vergleich. Die privaten Kindertagesstätten sind kommerzielle Unternehmen, die
sich Praktiken erlauben, die für eine Stadtverwaltung nicht in Frage kommen. Diese
ist für das Wohl der Kinder verantwortlich. Dazu gehört, dass die „maison
relais“ in der Schule angesiedelt sein soll, zumindest aber nahe der Schule.
Diese Bewegungen vom Brill zur Waldschule und
zurück müssen doch jeweils kollektiv zur selben Zeit erfolgen. Was nun, wenn
einige Kinder um 17 Uhr abgeholt werden, andere um 18, noch andere um 19 Uhr?
Erwartet uns dann noch mehr Autoverkehr durch die Eltern im Naturreservat?
Wie kann es weitergehen?
In der Waldschule ist nun Demontage zu erwarten.
Die Bienenstöcke sind bereits ausgelagert. Die Menge an Anschauungsmaterial für
die Umwelterziehung wird hoffentlich nicht gleich in der Sidor landen, denn das
Büro der Umweltpädagoginnen wird geräumt und ist nach der Renovierung wohl
nicht mehr vorgesehen. Die Umbaupläne sind allerdings bisher nicht publik.
Frau Ragni wird ungefähr in dem Moment abtreten,
wo die Renovierung in der Waldschule abgeschlossen sein sollte. Das Schulressort
und das Sozialressort wechseln laut Koalitionsvertrag im Herbst 2020 zur CSV. In
den drei Jahren ihrer Tätigkeit konnte sie keine einzige „maison relais“
einweihen. Abrisud wird nicht fertig, mit der Fixersstuff kann man nicht
glänzen, obwohl diese doch notwendig ist. Frau Ragni will beim Abtreten wenigstens
ein spektakuläres Resultat aufweisen können: eine „Wald-maison-relais“, ganz
was neues.
In der Escher CSV gibt es eine hämische Tendenz,
die grüne noch-Schöffin ins Messer laufen zu lassen. Diese vermeintliche
Schläue ist kurzsichtig. Schlau und gescheit sind zweierlei. Der neue CSV-Schöffe
riskiert ein vergiftetes Erbe anzutreten.
Es ist noch nicht alles gelaufen. Der Gemeinderat
wurde noch überhaupt nicht in eine Entscheidung eingebunden. Oder will man den
Gemeinderat umgehen ? Gespannt darf man auf die Vorlage sein, die Frau Ragni
dem Gemeinderat vorlegen soll.
Bis dahin sollten die Verteidiger einer echten
Waldschule - mit Séjours und täglicher Umwelterziehung, mit
Freizeitnachmittagen - die Hände nicht in den Schoss legen. Frau Ragnis gut
inszenierter Auftritt bei RTL mag vorübergehend Verwirrung geschaffen haben. An
der grundsätzlichen Fragestellung hat sich nichts geändert.
Noch was: Danke für die 1.400 „hits“ auf meinen
Artikel von vor einer Woche.
8.6.2019
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