Samstag, 8. Juni 2019

Frau Ragni kommuniziert


Frau Ragni kommuniziert

Ein paar Minuten RTL-TV können Wunder bewirken. Heile Welt in Frühjahrs-hellgrün, romantische Bilder der Backsteinarchitektur und Holzhütten. Dazu ein freundliches Lächeln. Frau Ragni blieb ganz allgemein. Kein Grund zur Aufregung. Es wird alles gut! Frau Ragni konnte punkten, denn eine Gegenstimme war nicht zu hören. „Investigativer Journalismus“ nach alter Hei-Elei-Manier.

Die Waldschule wird nicht abgeschafft in dem Sinn, dass die Bulldozer anrücken würden. Das hatte auch niemand behauptet. Doch ist sie eben keine Waldschule mehr, wenn die Schöffin mit ihrem Vorhaben durchkommt.



Umwelterziehung bleibt im Nebel

Im tageblatt-Interview war die heile-Welt-Masche nicht möglich. Die Waldschule wird erst mal renoviert. Das ist wohl notwendig. Danach soll  dort eine „maison relais“ für 40 Kinder einziehen. Die Zahl 40 reimt mit der Zahl 4000: die Zahl der Escher Schulkinder, die bisher jährlich mit ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer für 5 (oder 3) Tage Schule und Natur machen. (In den 4000 oder gar 4200 sind Mehrfachbesuche enthalten.) Nächstes Jahr wird die Umwelterziehung eingeschränkt. Im Ellergronn gibt es wohl einen kleinen Schulsaal. Das Personal arbeitet nächstes Jahr im Auftrag des Umweltministeriums, nicht mehr des Bildungsministeriums. Wer bestimmt die pädagogische Aktivität? Die Stadt Esch oder die „Natur und Wälderverwaltung“ (ex.Forstverwaltung) ? Ich bleib dabei: diese Einrichtung wird nicht allein den Escher Kinder vorbehalten sein. Sie hat zumindest einen regionalen Charakter.

Die Escher Schulkinder sollen auch nach der Renovierung von der Umwelterziehung profitieren, indem eine nebulöse Zusammenarbeit zwischen dem Naturzentrum Ellergronn, der Waldschule und dem Tierpark geschaffen wird. Zwei Schulsäle der Waldschule, würden zu „Funktionsräumen“, „die während der Schulzeiten für die Umwelterziehung und außerhalb der Schulzeiten für die „maison relais“ genutzt werden können“(Zitat aus dem tageblatt). Geht das denn? Wenn das so ohne weiteres geht, könnte man das Format in allen Schulen praktizieren und Klassensäle multifunktional für Unterricht und Betreuung nutzen ...und die Warteliste wäre weggewischt! (Ich mein das nicht ernst, doch verleitet mich unsere Schöffin zu solchen burschikosen Schlussfolgerungen.)

Wie viele Kinder könnten dort noch jährlich durchgeschleust werden? Was bleibt von der Substanz der Umwelterziehung übrig? Was passiert mit dem Anschauungsmaterial der bisherigen Umwelterziehung? Ist da noch während der „séjours“ an ein reduziertes Schulprogramm mit Rechnen und Lesen möglich? Frau Ragni kommuniziert, aber sie informiert nicht. Ihr Konzept ist nicht stimmig, deshalb ist es auch nirgends auf Papier nachzulesen. 

40 von 800 macht 5%

Die Warteliste für die „maisons relais“ würde also durch die ganze Operation um 5% gesenkt. Das ist sooo wenig. Das ist zu wenig um die Séjours und die Umwelterziehung in der Waldschule zu gefährden. Es ist auch zu wenig, um eine neue „maison relais“ im Wald einzurichten, die die Kinder allzu sehr belastet. Vom tageblatt-Journalisten darauf angesprochen, dass, wenn nachmittags Schule ist, die Kinder viermal mit dem Bus fahren, weicht Frau Ragni aus: Sie weiß von einer privaten Kindertagesstätte, die ihre Kinder für die Mittagskost in eine Nachbargemeinde kutschiert. Dies sei stressiger als von der Brillschule zur Waldschule. Das ist ein gewagter Vergleich. Die privaten Kindertagesstätten sind kommerzielle Unternehmen, die sich Praktiken erlauben, die für eine Stadtverwaltung nicht in Frage kommen. Diese ist für das Wohl der Kinder verantwortlich. Dazu gehört, dass die „maison relais“ in der Schule angesiedelt sein soll, zumindest aber nahe der Schule.

Diese Bewegungen vom Brill zur Waldschule und zurück müssen doch jeweils kollektiv zur selben Zeit erfolgen. Was nun, wenn einige Kinder um 17 Uhr abgeholt werden, andere um 18, noch andere um 19 Uhr? Erwartet uns dann noch mehr Autoverkehr durch die Eltern im Naturreservat?

Wie kann es weitergehen?

In der Waldschule ist nun Demontage zu erwarten. Die Bienenstöcke sind bereits ausgelagert. Die Menge an Anschauungsmaterial für die Umwelterziehung wird hoffentlich nicht gleich in der Sidor landen, denn das Büro der Umweltpädagoginnen wird geräumt und ist nach der Renovierung wohl nicht mehr vorgesehen. Die Umbaupläne sind allerdings bisher nicht publik.

Frau Ragni wird ungefähr in dem Moment abtreten, wo die Renovierung in der Waldschule abgeschlossen sein sollte. Das Schulressort und das Sozialressort wechseln laut Koalitionsvertrag im Herbst 2020 zur CSV. In den drei Jahren ihrer Tätigkeit konnte sie keine einzige „maison relais“ einweihen. Abrisud wird nicht fertig, mit der Fixersstuff kann man nicht glänzen, obwohl diese doch notwendig ist. Frau Ragni will beim Abtreten wenigstens ein spektakuläres Resultat aufweisen können: eine „Wald-maison-relais“, ganz was neues.

In der Escher CSV gibt es eine hämische Tendenz, die grüne noch-Schöffin ins Messer laufen zu lassen. Diese vermeintliche Schläue ist kurzsichtig. Schlau und gescheit sind zweierlei. Der neue CSV-Schöffe riskiert ein vergiftetes Erbe anzutreten.

Es ist noch nicht alles gelaufen. Der Gemeinderat wurde noch überhaupt nicht in eine Entscheidung eingebunden. Oder will man den Gemeinderat umgehen ? Gespannt darf man auf die Vorlage sein, die Frau Ragni dem Gemeinderat vorlegen soll.

Bis dahin sollten die Verteidiger einer echten Waldschule - mit Séjours und täglicher Umwelterziehung, mit Freizeitnachmittagen - die Hände nicht in den Schoss legen. Frau Ragnis gut inszenierter Auftritt bei RTL mag vorübergehend Verwirrung geschaffen haben. An der grundsätzlichen Fragestellung hat sich nichts geändert.

Noch was: Danke für die 1.400 „hits“ auf meinen Artikel von vor einer Woche.

8.6.2019

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen